COVID-19

In den letzten Tagen wurde es langsam chaotisch: Die Maßnahmen zur Eindämmung von Sars-CoV-2 (so heißt das Virus) zur Vermeidung von COVID-19 (so heißt die Krankheit) wurden von verschiedenen Seiten in Frage gestellt. Es wurde mit der Aussicht gelockt, wieder ein Leben wie vor dem Ausbruch der Pandemie führen zu können. Vergessen Sie es. Dies wird erst dann wieder möglich sein, wenn entweder ein Impfstoff verfügbar ist oder 66% der Bevölkerung Antikörper gegen das Virus gebildet hat. Beides sehe ich in naher Zukunft nicht.

Es gibt, wie immer, verschiedene Ansätze, wie einer Ausbreitung des Sars-CoV-2 Virus begegnet werden kann. Sie können den Erfolg oder Misserfolg auf dem Dashboard der Johns-Hopkins-University nachverfolgen. Lehnen Sie sich zurück und klicken Sie sich durch die verschiedenen Länder. Gehen Sie davon aus, dass keines der Länder zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung auch nur die geringste Ahnung davon hatte, ob sie funktionieren wird oder nicht. Dazu war und ist das Wissen über das Virus zu gering. Bitte beachten Sie auch die Todesfälle in den einzelnen Ländern.

Doch zurück zu uns nach Deutschland. Auch bei uns sind Fehler passiert. Auch bei uns gab es vermeidbare Tode. Dies ist vor allem dem geschuldet, dass niemand über gesicherte Erkenntnisse verfügte. Es stellt sich somit erst im nach hinein heraus, ob eine Maßnahme das gewünschte Ergebnis bewirkt oder nicht, ob sie zu spät kam oder nicht. Das Sperren von Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen (in der Lombardei wurden zu Beginn des Ausbruchs leicht an COVID-19 Erkrankte in Altenpflegeheimen untergebracht, ein fataler Fehler) waren sicherlich richtige Schritte. Da man darüber Kenntnis hat, wie sich Viren im allgemeinen ausbreiten, wurden bei uns alles getan, um genau dies zu verhindern. Gleichzeitig wurde in den Krankenhäusern Vorbereitungen getroffen, um COVID-19 Patienten behandeln zu können.

Warum wurde dies alles getan? Damit die sogn. Triage (frz. Auswahl, Sortierung) vermieden wird. Die Triage kommt immer dann zum Einsatz, wenn es mehr Verletzte oder zu versorgende Personen gibt als Behandlungsplätze. Im Krieg und bei Katastrophen wird dies angewendet. In Italien kam dieses Verfahren bei COVID-19 Fällen zum Einsatz, da es mehr Erkrankte gab, die eine künstliche Beatmung benötigten, als Beatmungsgeräte. Bei uns war der Ausbruch nirgends so stark, dass die Behandlungskapazitäten überschritten wurden. Das war das Ziel und es muss das Ziel bleiben.

Es sollte jedem Angehörigem erspart bleiben, dass jemand aus seinem familiären oder sozialem Umfeld sterben muss, weil es an Behandlungskapazität fehlt. Es gibt noch keine Therapie gegen COVID-19, es gibt auch kein Medikament. Die Lunge versagt und diese Krankheitsfälle haben nur dann eine Überlebenschance, wenn sie künstlich beatmet werden. Sonst sterben sie.

Wenn wir jetzt über Lockerungen diskutieren, sollten wir dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren. Also konkret: Welche Risiken sind wir bereit, in Kauf zu nehmen? Alle fahren derzeit mangels gesicherten Erkenntnissen im Nebel auf Sicht. Niemand kann derzeit genau vorhersagen, welche Auswirkungen das Öffnen von Kitas auf die Anzahl der Neuinfizierten hat. Oder ein regulärer Schulbetrieb. Oder das Tragen von Masken im öffentlichen Raum und in Geschäften.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Dass die jetzige Situation kein Dauerzustand sein kann, ist wohl jedem klar. Dafür sind die Auswirkungen für einige aus unserer Gesellschaft zu gravierend. Durch das disziplinierte Verhalten der überwiegenden Mehrheit haben wir uns aber bisher nur einen kleinen Spielraum erkämpft, wir haben nicht das Problem gelöst. Diesen Spielraum können wir aber auch ganz schnell wieder verlieren. Und genau dies gilt es zu vermeiden.

Lutz Krauss

 

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