Haben Sie schon einmal ein Virus gesehen?

Oder eine Bakterie? Oder eine Spore? Wissen Sie, dass es Viren gibt oder glauben Sie, dass es Viren gibt? Wenn Sie es wissen und Sie noch nie ein Virus gesehen haben: Woher wissen Sie es dann? Wenn Sie noch nie ein Virus gesehen haben, wenn Sie nicht einmal sicher sind, ob es Viren überhaupt gibt: Was ist dann mit dem SARS-CoV-2 Virus? Gibt es das den überhaupt? Vielleicht sind es solche Fragen, die einige Menschen dazu bewegen, auf die Straße zu gehen. Keiner ist glücklich über die derzeitige Situation wegen COVID-19. Aber dass ich das noch erlebe: Impfgegner, AfD’ler, Deutschtnationale mit der Reichsflagge, Reichsbürger, Esoteriker, QAnon, sogn. Querdenker und was weiß ich noch alles versammelt sich unter dem Schutz des Grundgesetzes, weil sie ihre Grundrechte eingeschränkt sehe. Diese Gruppen, z.T. Grundgesetzgegner, berufen sich auf das Grundgesetz. Dürfen sie natürlich, gar keine Frage. Das muss und das wird unsere freiheitliche demokratische Grundordnung aushalten.

Was ist aber mit dem Recht auf Leben, die körperliche Unversehrtheit und damit die Gesundheit, die auch im Grundgesetz Art.2 (2) verankert ist? Davon höre ich nichts. Dieses gilt es aber auch zu schützen. Ganz abgesehen davon, dass auch eine Demonstration gegen COVID-19 kein rechtsfreier Raum ist. Das Recht auf Demonstrationen, oder die Versammlungsfreiheit, wurden nicht abgeschafft, auch der Art. 5, GG, (Meinungsfreiheit) ist meines Wissens nach noch in Kraft. Was ist denn jetzt genau das Problem, was die Leute auf die Straße und auf die Treppe des Reichstagsgebäude treibt? Die Maskenpflicht? Bill Gates? Eine, nicht existierende, Impfpflicht? Dass ich nicht an COVID-19 erkranken möchte (egal, wie die Symptome sind)? Möchte man unbedingt überfüllte Intensivstationen sehen wie in Italien? Oder Kühllaster mit Leichen wie in New York? Oder Massengräber wie in Brasilien? Ich bitte hier um Aufklärung!

Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass die während des Lockdowns getroffenen Massnahmen im Nachhinein kritisch beleuchtet werden. Was war sinnvoll, was hat sich als nicht zielführend erwiesen. Es gab in dieser Zeit Menschen, die völlig allein gelassen ohne ihre Angehörigen verstorben sind. Es gab Erkrankte in unseren Krankenhäuser, die ohne Beistand ihrer Angehörigen und Freunde bleiben mussten. Es gibt Menschen, die durch den Lockdown und die Einschränkungen in existentielle Nöte gebracht werden. Alle diese und ähnliche Auswirkungen der ergriffenen Massnahmen müssen diskutiert werden. Aber es gilt auch immer zu beachten: Was war zu dem Zeitpunkt, als eine Einschränkung erlassen wurde, über das Virus bekannt? Wir wissen im September 2020 mehr als im März/April 2020. Selbstverständlich wurden im letzten halben Jahr nicht nur Einschränkungen erlassen, sondern auch untersucht, ob diese auch zielführend war. Ganz wichtig auch: gibt es Alternativen zu einer Massnahme, die nicht so stark unser gewohntes Leben eingreift.

Ich werde den Verdacht nicht los, dass die o.g. Gruppen mich in das tiefste Mittelalter zurück schicken möchten oder mich für blöd verkaufen wollen: Glauben zählt mehr als Wissen. Globuli statt Medikamente. Bill Gates will mir einen Chip einpflanzen. Mit Liebe überwinden wir alles. Eine zionistische Gruppe will die Weltherrschaft an sich reißen und was weiß ich noch alles. Solche und ähnliche Thesen werden verbreitet, aber es steht nirgends (oder ich habe es noch nicht gefunden), wie man denn zu diesen Erkenntnissen gekommen ist. Die Aussage, kann man im Internet nachlesen (hört man ab und zu bei Interviews), ist nichts, aber auch gar nichts wert. Ich kann im Internet jeden, aber auch noch so kruden Schwachsinn, nachlesen. Die o.g. Gruppen zielen auf ein Bauchgefühl, streuen Unsicherheit, aber geben keine Antworten, außer: Man wird ja wohl noch fragen dürfen (hört man auch ab und zu in Interviews). Ich habe mal einen ganzen Abend geopfert um herauszufinden, was ich den querdenken soll (Querdenken 711 aus Stuttgart). Ich habe keinen halbwegs nachvollziehbaren Gedanken gefunden, aber viel Stimmungsmache in Form von Bildern und Videos von Demos. Da wird nicht gedacht, auch nicht quer, da werden Stimmungen bedient.

Stellt sich also nach wie vor die Frage: Woher wissen wir, dass es Viren gibt? Oder die Erde eine Kugel ist? Ohne Bakterien unsere Verdauung nicht funktionieren würde? Sich Pilze und Farne über Sporen verbreiten? Hier ist methodisches Vorgehen erforderlich, wie es in unseren Breiten seit den Zeiten von Galileo Galilei üblich ist. Hier helfen Experimente, Messungen und die Mathematik. Eine wissenschaftliche Arbeit zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass die Methodik, wie man zu der Erkenntnis kam, offen gelegt wird (kann man dann auch im Internet oder sogar in Bibliotheken nachlesen). Für jeden nachprüfbar und, ganz wichtig, wiederholbar mit dem identischen Ergebnis wie in der publizierten, wissenschaftlichen Arbeit. Das ist mühsam und zielt auf den Kopf, nicht auf den Bauch. Uns Normalbürger fehlen häufig auch die Mittel dazu, die Experimente nachzubauen. Aber andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wiederholen den Versuch, wie vom Entdecker (oder der Entdeckerin) beschrieben. Wenn diese dann das Ergebnis bestätigen, dann glauben auch wir Normalbürger, dass es so ist. Übrigens wussten die alten Griechen auf Grund ihrer Beobachtungen schon, dass die Erde eine Kugel sein muss. Eratosthenes von Kyrene hat dann den Erdumfang berechnet, er lag aber leicht (um 4,2 %) daneben. Trotzdem ist dies eine erstaunliche Leistung, da diese Berechnung vor über 2.000 Jahren erfolgte. Wie dies Eratosthenes von Kyrene gemacht hat, ist dokumentiert und kann von jedem nachvollzogen bzw. nachgerechnet werden.

Sollten also jemand Zweifel daran haben, dass das SARS-CoV-2 Virus existiert oder der Krankheitsverlauf einer leichten Erkältung entspricht: Kein Problem. Einfach sich mal mit einer repräsentativen Gruppe von Gleichgesinnten bei einer Forschungseinrichtung melden mit der Bitte, das nicht – existierende SARS-CoV-2 Virus bzw. harmlose SARS-CoV-2 Virus verabreicht zu bekommen und warten. Dem Virus ist es egal, wer als Wirt zur Verfügung steht. Es nistet sich auch bei Menschen ein, die COVID-19 abstreiten. Wenn dann alle gesund und munter wieder nach 14 Tagen aus dem Labor marschieren, ist ja alles gut. Es ist aber nach dem, was man bisher herausgefunden hat, zu befürchten, dass einige dies nicht überleben werden (Sterberate in Deutschland: ca. 4-5% der Infizierte, Quelle: Dashboard der JSU). Sollte jemand künstlich beatmet werden müssen, so beträgt seine Überlebenswahrscheinlichkeit etwas weniger als 50%, (Quelle: Deutsches Ärzteblatt). Diese Zahlen ließen sich mit einer solchen Kontrollgruppe dann hervorragende überprüfen. Übrigens glaubte auch der Apple – Mitbegründer Steve Jobs, dass sich Krebs mit alternativen Behandlungsmethoden, die nicht wissenschaftlich bestätigt wurden, heilen lässt. Er verstarb im Oktober 2011.

Jetzt kann man einwenden: Krebspatienten, die sich einer klassischen Therapie unterziehen, sterben manchmal auch. Korrekt. Die Frage lautet: Wie viele überleben eine bestimmte Krankheit mit der Therapie A, wie viele überleben mit der Therapie B oder gar keiner Therapie. Deshalb würde sich jeder Wissenschaftler über die o.g. Kontrollgruppe freuen, um die statistisch ermittelten Größen in Zusammenhang mit COVID-19 validieren zu können. Glücklicherweise gibt es in unserem Wertesystem Schranken und ein solcher Versuch würde allen unseren Werten widersprechen. Menschen sind keine Versuchskaninchen. Punkt. Fragen darf man selbstverständlich, auch kritisch und quer. Aber nicht in der Art und Weise, wie von den vermeintlichen Hütern unseres Grundgesetze. Diese Fragen werden im Konjunktiv gestellt (Könnte es nicht sein, dass das es Viren überhaupt nicht gibt? Ich habe noch keines gesehen). Es könnte viel sein. Ich bin daran interessiert, was ist und nicht, was sein könnte. Um auf die gestellte Frage nach dem Virus zurück zu kommen: Hier war der Agronom Adolf Mayer einer der Pioniere. Er fand dabei ca. 1882 heraus, dass sich die Tabakmosaikkrankheit mit dem Pflanzensaft einer erkrankten Pflanze auf gesunde Pflanzen übertragen lässt. Seit ca. 1860 hatte u.a. bereits Robert Koch, der Namensgeber des heutigen Robert – Koch – Instituts, bahnbrechende Erkenntnisse über die Übertragung von Krankheiten durch Bakterien veröffentlicht. Da Adolf Mayer im Pflanzensaft aber keine Bakterien fand, vermutete er eine andere Ursache. Damit hatte man das von jedem nachvollziehbare Experiment, dass da außer Bakterien noch was sein musste, was Krankheiten übertragen kann. Dies führte dann zu der Entdeckung von Viren.

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