Unter diesem Titel finden Sie die Einschätzungen und Prognosen für den Landkreises Heilbronn hinsichtlich der Pflegesituation. Natürlich haben auch die Verantwortlichen auf dem Landratsamt keine Kristallkugel und eine Prognose hat immer den Nachteil, dass sie in der Zukunft liegt. Aber wenn man bedenkt, dass sich Entscheidungsprozesse doch etwas in die Länge ziehen können, ist rechtzeitiges Handeln angesagt.
Ich finde, dass der Kreispflegeplan einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um ein Pflegeheim bzw. den Standort liefert. Das Ziel ist nach wie vor dem entgegen zu wirken, dass pflegebedürftige Talheimerinnen und Talheimer, die ihr gesamtes oder den überwiegenden Teil ihres Lebens hier in Talheim verbracht haben, im Alter unseren Ort verlasen müssen. Für mich ist, wenn man dieses Ziel in den Mittelpunkt der Überlegungen stellt, ein Pflegeheim nur ein Baustein. Oder andersherum formuliert: Nur durch ein Pflegeheim ist diese Aufgabenstellung nicht vollständig gelöst.
Die BIT e.V. hat zu diesem Themenkomplex bereits einige Referenten begrüßen dürfen. Alle Referenden, wie auch der Kreispflegeplan, stellen in den Mittelpunkt, dass ein selbstbestimmtes Leben im Alter für über 90% der Befragten wichtig oder sehr wichtig ist. Unter selbstbestimmten Leben im Alter verstehen die Autoren dabei, dass das Umfeld so angepasst wird, dass ein Leben im Gemeinwesen möglich ist. Der Lebensraum für Menschen mit Assistenzbedarf muss also so gestaltet werden, dass die Betroffenen möglichst am Leben in ihrer Gemeinde teilhaben können.
Der Pflegeplan für den Kreis Heilbronn weist für den Landkreis Heilbronn insgesamt 3.208 Pflegeplätze aus (Stand 1.2.2015). Die Zahl der freien Plätze wird in diesem Bericht mit 203 angegeben (siehe Seite 25). Demnach besteht auf Kreisebene betrachtet aktuell kein Bedarf für Pflegeplätze. Die Prognose für das Jahr 2020 aller Gemeinden des Landkreises Heilbronn finden Sie auf Seite 29. Bitte beachten Sie, dass in der mittleren Spalte die Projekte, die im Bau oder in Planung sind, kursiv dargestellt sind. Dies ist leider erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Auch hier ist, wenn alle Planungen so realisiert werden, ein Überangebot von 342 Plätzen ausgewiesen. Da diese Zahlen nur die Situation im Landkreis Heilbronn wiedergeben, bedeutet dies natürlich nicht automatisch, dass diese Pflegeplätze frei bleiben. Vielleicht gibt es in den Nachbarkreisen eine Unterdeckung, so dass auch diese Plätze belegt werden.
Aber wie gesagt: Ein Pflegeheim ist nur ein Baustein für ein selbstbestimmtes Leben im Alter. Wie der Pflegestatistik für 2013 auf Seite 7 zu entnehmen ist, werden über 70% (6.338) der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt und knapp 30% (2.655) sind in Pflegeheimen untergebracht. Dies bedeutet, dass die Pflegeleistung überwiegend durch Angehörige und Pflegedienste erbracht wird. Dies deckt sich wiederum mit dem Wunsch, auch im Alter so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Ich denke schon, dass dieser Wunsch auch damit zusammen hängt, dass man hier ein gewachsenes soziales Umfeld hat. Damit gilt es unter allen Umständen zu vermeiden, dass ein Wechsel in ein Pflegeheim das Aus für die selbstbestimmte Teilhabe am öffentlichen Leben und den Verlust gewachsener sozialer Bindungen bedeutet.
Deshalb ist bei allen Überlegungen zu einem Pflegeheim zu berücksichtigen, wie man dieses in ein Gesamtkonzept einbinden kann. Natürlich betrifft dies auch, aber nicht nur, den Standort. Wir haben hier in unserem Ort die Situation, dass Flächen im Ortskern nur sehr begrenzt vorhanden sind. Es besteht aber auch der Wunsch vieler Verantwortlicher, dass die Ortsmitte belebt sein soll. Auch dazu könnte ein Pflegeheim einen wichtigen Beitrag leisten.
Lutz Krauss