Bericht in der Heilbronner Stimme vom 10. Oktober 2015 von Barbara Barth
Totgeschwiegen, nicht geprüft, mangelnde Transparenz, fehlende Bürgerbeteiligung – Vorwürfe, die die Bürgerinitiative der Talheimer Verwaltung und dem Gemeinderat zum Pflegeheim-Standort macht. Das Thema entzweit den Ort seit die Entscheidung für einen Bau in den „Tannenäckern“ im März gefallen ist.
866 Unterschriften gegen diesen Standort auf der Höhe wurden gesammelt, neue Plätze in die Diskussion eingebracht. Jetzt lud die Bürgerinitiative (BI) zum Austausch der Argumente über das Thema ein.
Rund 5O Bürger und Bürgerinnen, Gemeinderäte sowie Bürgermeister Rainer Gräßle füllten den Saal im Gasthaus Mühlau. Gegner und Befürworter des ausgewählten Standorts lieferten sich 90 Minuten lang eine über weite Strecken sachliche Auseinandersetzung.
„Die Bürger können nicht entscheiden, welcher Träger ein Pflegeheim betreibt.“
Rainer Gräßle
Im Laufe der Diskussion kristallisierte sich heraus, dass es doch noch eine Alternative zum Standort Hundsbergstraße/Tannenäckerweg geben könnte. Denn in den Sommerferien hat die Gemeinde das Anwesen Keltergasse l und 3 in der Ortsmitte gekauft. Zusammen mit dem Areal des ehemaligen Feuerwehrmagazins könnte es für ein Pflege und-Seniorenheim taugen und den fehlgeschlagenen Grundstückserwerb in der Sonnengasse/Keltergasse ersetzen (wir berichteten). Bürgermeister Gräßle erläuterte allerdings, dass er eine städtebauliche Untersuchung für diesen Standort brauche. ,,Wenn sich eine echte Alternative zu den Tannenäckern auftut, dann wird der Gemeinderat abzuwägen haben.“ Am Montag steht das Thema erneut auf der Tagesordnung einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderats.
Fragenkatalog Christian Morawetz, einer der BI-Initiatoren, warf die Frage auf, warum ein bereits im Januar veröffentlichter Fragenkatalog der BIT (BürgerInteressen Talheim) zum Altenheim nicht kommuniziert wurde. Gräßle bestätigte den Katalog, aber „er war nicht geeignet für eine Umfrage“, weil er Hoffnungen geweckt hätte, die nicht erfüllt werden könnten. „Die Bürger können nicht entscheiden, welcher Träger ein Pflegeheim betreibt.“
Die Höhenlage der Tannenäcker seien für Rollstühle und Rollatoren ungeeignet, kritisierte Zuhörer Jürgen Fischbach. Gemeinderat Martin Happel (Freie Wähler) blieb bei seiner Entscheidung: ,,Ich plädiere für die Höhenlage, jeder hat seine Präferenz.“ Bürger Michael Danner warf einen Standort in der Mühlstraße/Bachstraße in die Debatte, der laut Gemeinderat Dr. Michael Gantner (CDU) aber ,,in den nächsten fünf Jahren wahrscheinlich nicht machbar ist“. SPD-Rat Wilfried Mistele hielt die Tannenäcker für einen ,,schönen Standort“, für Joachim Dürr (BIT) war er ,,der denkbar schlechteste“. Die frühere Gemeinderätin Gerlinde Pfeiffer, 84 Jahre alt, pries ,,Landschaft und Blick“ des Tannenäcker-Standorts, während die ,,Ur-Talheimerin“ Barbara Berndt ,,mit dem Sonnenuntergang nicht zufrieden“ wäre. Mehrfach thematisierte Christian Morawetz die ,,relative Starrsinnigkeit der Gemeinderäte“ und befragte sie dahingehend, ob sie sich mit einer Standort-Alternative noch mal beschäftigen würden. Gantner: ,,Die Tannenäcker waren zum Zeitpunkt der Entscheidung alternativlos für eine zeitnahe Umsetzung. Wenn es jetzt mit dem Kauf in der Keltergasse eine andere Situation gibt, bin ich offen.“
Appell Anwohner Siegmund Kaminski appellierte an die Gemeinderäte, ,,den Willen der Leute ernst zu nehmen“. Der Talheimer Verwaltungschef Gräßle mahnte eine zeitnahe Entscheidung an: ,,Wenn wir nicht endlich in die Gänge kommen, haben alle anderen Gemeinden ein Pflegeheim – nur wir nicht.“
Kreisaltenpflegeplan des Landratsamts |
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47 Pflegeplätze sieht der Kreisalten- pflegeplan des landratsamts für Tal- heim vor. Nur wo? Jahrelang wurde das frei gewordene Feuerwehrareal Hetzelgasse/Sonnenstraße favori- siert. Dieser Standort scheiterte im Dezember 2014 an Grundstücksver- |
handlungen. Die Gemeinde suchte Ersatz, fand aber nur auf den Höhen in den Tannenäckern ein ausrei- chend großes Gelände. Im Februar bejahte der Gemeinderat den Stand- ort bei einer Nein-Simme und einer Enthaltung. bab |
Ich muss hier einige Gedanken los werden!
Ich war am 8.10.2015 in der Mühlau bei der Infoveranstaltung anwesend. Ich war sehr enttäuscht, wie zum Teil von den Gegnern des Standortes Altenheim in den Tannenäcker argumentiert wurde! Mein Eindruck war, die Gegner wollen auf jeden Fall den Standort Tannenäcker verhindern!! Auch wenn sich herausstellen sollte, dass dies der Bessere ist. Ich weiss auch, dass viele Gegner ein egoistisches Eigeninteresse, weil in dieser Gegend wohnend, antreibt!!!! Vom Bürgermeister und einigen Gemeinderäten wurde eine nochmalige, ergebnislose Überprüfung beider Standorte versprochen. Was ist sollte sich herausstellen, dass die Tannenäcker doch der bessere Platz ist? Geht das Demokratieverständnis der BI so weit, dass sie dies dann akzeptiert? Ich bin für eine ergebnisoffene Überprüfung!! Ich sehe aber im Standort Tannenäcker auch Vorteile gegenüber dem Standort Alte Kelter. Der Weg ins Zentrum ( Cafe Stoll, Edeka, Arzt und Apotheke) ist in beiden Fällen zu weit. Oder glauben sie, dass ein alter Mensch, mit Rollator oder Rollstuhl diese Strecke von der Alten Kelter bewältigen kann? Der Standort T. hat den Vorteil, dass die Aussenanlagen viel grosszügiger ausfallen würden. Auch bei den Pflegeeinrichtungen bestehen zukunftbezogene Möglichkeiten. Bei der Alten Kelter würde alles sehr beengter und das Angebot der Altenpflege nur begrenzt sein (macht hier ein Investor mit?). Alle anderen Vorschläge der Bi, wie Schule abreisen oder Mühlstr./Bachstraße sind Hirngespinste und nicht umsetzbar. Auch die finanzielle Seite ist hier nicht durchdacht. Ich will hier nochmals anmerken, dass ich nur das beste für Talheim will und vielleicht auch daher etwas neutraler zu dieser Sache stehe. Ein wirklich Ergebnis offener.